Festival Blog - Tag 7
Genau wie das „Concert in the dark“ gab es auch das „Konzert im Liegen“ vor zwei Jahren schon einmal beim Festival Musica S. und seitdem bin ich ein großer Fan dieses Konzertformates und könnte das noch viel öfter haben. Nach dem Konzert gestern habe ich allerdings mit ein paar klugen und verständigen Menschen gesprochen und die Meinungen über das konkrete Konzert und über das Format ganz grundsätzlich gingen da doch sehr auseinander. Und ich sehe auch jetzt schon beim einen oder anderen Leser, der gestern dabei war, das Kopfschütteln oder das ironische Lächeln beim Lesen meines Erfahrungsberichtes…
Zunächst einmal bringt uns das Konzert im Liegen natürlich in eine ziemlich absurde Situation: Wir kommen in den wohlbekannten Audienzsaal im Neuhäuser Schloss und da liegt der ganze Boden voll mit blauen Luftmatratzen. Es ist ein Bisschen wie früher auf Klassenfahrten, nach der Ankunft erst einmal Betten beziehen und dann treffen sich die ganzen Cliquen irgendwann auf einer Matratze zum Quatschen. Wenn das Konzert losgeht, kommt die Pianistin, geht auf die Bühne zum Flügel und verbeugt sich vor einen Raum voller Luftmatratzen und liegender Menschen jeden Alters. Das ist, wenn man sich das einmal bildlich vorstellt, so urkomisch, dass sofort eine gelöste, gut gelaunte Stimmung aufkommt.
Das Programm brachte dann vier Grundpfeiler des Klavierrepertoires – ein Andante spianato und Polonaise brillante von Chopin, Liszts Fantasia quasi Sonata „Après une Lecture de Dante“, die 12. Klaviersonate von Mozart und zum Abschluss die 23. Klaviersonate von Beethoven, die unverwüstliche, wunderbare „Appassionata“. Das sind alles Stücke, die kein Bisschen träumerisch oder zum Wegdämmern sind, es sind alles Kompositionen von großer Wucht und mit enormen Kontrasten in der Dynamik, dem Tempo, der Stimmung.
Alle diese Standardwerke der Klavierliteratur gibt es relativ häufig im Konzert zu hören. Höre ich sie im Liegen anders? Ich finde: Ja, da höre ich tatsächlich anders, habe das Gefühl, das meine Wahrnehmung eine ganz andere ist als sonst im Konzert.
Das hat mit der gelösten Stimmung zu tun, von der ich eben geschrieben habe, ergänzt dadurch, dass wir durch die breiteren Luftmatratzen, durch den Blick an die Decke viel weniger von unseren Nachbarn wahrnehmen als sonst im Konzert, wir sind zwar in Gemeinschaft, aber das Gefühl ist doch ein viel privateres. Ich fühle mich beim Musikhören überhaupt nicht beobachtet, obwohl da natürlich lauter Menschen um mich herum liegen. Ich will mich auch gar nicht aufsetzen, es fehlt mir nicht, zu sehen, wie die Klänge erzeugt werden, in denen ich da bade… von ein paar Ausnahmen abgesehen, wenn es am Ende der Chopin-Polonaise oder in Liszts Höllen-Evokation so richtig losdonnert, dann hat das schon auch etwas ausgesprochen Artistisches und der Blick auf die fliegenden, zupackenden Hände der Pianistin gehört zum Spektakel. Entspannt daliegen und Musikhören, das kann ich natürlich auch zu Hause auf dem Sofa, auf dem Bett oder meinetwegen auch auf einer Luftmatratze auf dem Wohnzimmer-Fußboden. Aber ich bleibe dabei, dass das nicht dasselbe ist, der Klang ist ein anderer, wenn da ein echter Konzertflügel ein paar Meter von mir entfernt steht, das Erlebnis ist ein anderes, wenn ich in einen Konzertraum gehe und mit anderen Menschen zusammen höre, das Gefühl ist ein anderes, wenn bei lauten Stellen die Luftmatratze zu vibrieren anfängt und die Schwingungen körperlich spürbar sind.
Genau wie das „Concert in the dark“ gab es auch das „Konzert im Liegen“ vor zwei Jahren schon einmal beim Festival Musica S. und seitdem bin ich ein großer Fan dieses Konzertformates und könnte das noch viel öfter haben. Nach dem Konzert gestern habe ich allerdings mit ein paar klugen und verständigen Menschen gesprochen und die Meinungen über das konkrete Konzert und über das Format ganz grundsätzlich gingen da doch sehr auseinander. Und ich sehe auch jetzt schon beim einen oder anderen Leser, der gestern dabei war, das Kopfschütteln oder das ironische Lächeln beim Lesen meines Erfahrungsberichtes…
Zunächst einmal bringt uns das Konzert im Liegen natürlich in eine ziemlich absurde Situation: Wir kommen in den wohlbekannten Audienzsaal im Neuhäuser Schloss und da liegt der ganze Boden voll mit blauen Luftmatratzen. Es ist ein Bisschen wie früher auf Klassenfahrten, nach der Ankunft erst einmal Betten beziehen und dann treffen sich die ganzen Cliquen irgendwann auf einer Matratze zum Quatschen. Wenn das Konzert losgeht, kommt die Pianistin, geht auf die Bühne zum Flügel und verbeugt sich vor einen Raum voller Luftmatratzen und liegender Menschen jeden Alters. Das ist, wenn man sich das einmal bildlich vorstellt, so urkomisch, dass sofort eine gelöste, gut gelaunte Stimmung aufkommt.
Das Programm brachte dann vier Grundpfeiler des Klavierrepertoires – ein Andante spianato und Polonaise brillante von Chopin, Liszts Fantasia quasi Sonata „Après une Lecture de Dante“, die 12. Klaviersonate von Mozart und zum Abschluss die 23. Klaviersonate von Beethoven, die unverwüstliche, wunderbare „Appassionata“. Das sind alles Stücke, die kein Bisschen träumerisch oder zum Wegdämmern sind, es sind alles Kompositionen von großer Wucht und mit enormen Kontrasten in der Dynamik, dem Tempo, der Stimmung.
Alle diese Standardwerke der Klavierliteratur gibt es relativ häufig im Konzert zu hören. Höre ich sie im Liegen anders? Ich finde: Ja, da höre ich tatsächlich anders, habe das Gefühl, das meine Wahrnehmung eine ganz andere ist als sonst im Konzert.
Das hat mit der gelösten Stimmung zu tun, von der ich eben geschrieben habe, ergänzt dadurch, dass wir durch die breiteren Luftmatratzen, durch den Blick an die Decke viel weniger von unseren Nachbarn wahrnehmen als sonst im Konzert, wir sind zwar in Gemeinschaft, aber das Gefühl ist doch ein viel privateres. Ich fühle mich beim Musikhören überhaupt nicht beobachtet, obwohl da natürlich lauter Menschen um mich herum liegen. Ich will mich auch gar nicht aufsetzen, es fehlt mir nicht, zu sehen, wie die Klänge erzeugt werden, in denen ich da bade… von ein paar Ausnahmen abgesehen, wenn es am Ende der Chopin-Polonaise oder in Liszts Höllen-Evokation so richtig losdonnert, dann hat das schon auch etwas ausgesprochen Artistisches und der Blick auf die fliegenden, zupackenden Hände der Pianistin gehört zum Spektakel. Entspannt daliegen und Musikhören, das kann ich natürlich auch zu Hause auf dem Sofa, auf dem Bett oder meinetwegen auch auf einer Luftmatratze auf dem Wohnzimmer-Fußboden. Aber ich bleibe dabei, dass das nicht dasselbe ist, der Klang ist ein anderer, wenn da ein echter Konzertflügel ein paar Meter von mir entfernt steht, das Erlebnis ist ein anderes, wenn ich in einen Konzertraum gehe und mit anderen Menschen zusammen höre, das Gefühl ist ein anderes, wenn bei lauten Stellen die Luftmatratze zu vibrieren anfängt und die Schwingungen körperlich spürbar sind.